Baujahr: | 1963 |
Hersteller: | Waggonbau Görlitz |
Leistung: | 2×736 kw |
Geschwindigkeit: | 160 km/h |
Eigentümer: | solaris Verwaltungs-GmbH, Chemnitz |
Die Geschichte des Schnelltriebwagens VT 18.16.
Die Entwicklung des VT 18.16. reicht bis zum SVT 137 155 zurück. Als „Fliegender Hamburger“ wurde das System mit 2 Triebköpfen berühmt. Mit einer Geschwindigkeit von 160 km/h wurde bereits vor dem 2. Weltkrieg die Entfernung zwischen Berlin und Hamburg überbrückt.
Die Idee eines schnellen, europaweit einsetzbaren Triebzuges blieb auch nach dem Krieg in der damaligen DDR lebendig.
Um den prestigeträchtigen Schnelltriebwagen-Fernverkehr ausweiten zu können, sollte die DR im Zeitraum von 1955 bis 1960 neue Schnelltriebwagen erhalten.
Da jedoch die Entwicklung nur schleppend anlief, behalf man sich mit dem Erwerb von VT 12.14 aus Ungarn bzw. der VT 137 von der Deutschen Bundesbahn.
Nachdem alle Fragen der Tauschbarkeit wesentlicher Baugruppen, wie Dieselmotor, Strömungsgetriebe und Achsgetriebe gelöst wurden, konnte der Waggonbau Görlitz den VT 18.16.01 im Jahr 1962 zu Ende bauen. Im März 1963 wurde dann der Triebwagen auf der Leipziger Frühjahrsmesse der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die DR bezifferte 1961 ihren Bedarf auf 30 vierteilige Einheiten. Tatsächlich wurden jedoch nur 8 vierteilige Einheiten geliefert.
Die acht Einheiten waren ursprünglich mit 18.16.01 bis 18.16.08 durchnumeriert, wobei die 18 für ein Hundertstel der Motorleistung und die 16 für ein Zehntel der Höchstgeschwindigkeit steht.
Unter den klangvollen Namen wie Neptun, Vindobona, Berlinaren, Karlex und Karola fuhren die Triebwagen nach Kopenhagen, Wien, Prag, Malmö und Karlovy Vary, sowie zwischen Berlin, Leipzig und Bautzen.
Ab dem 1.6.1970 galten für die VT 18.16. die Betriebsnummern 175 001 bis 015/016. Leider reduzierte sich der internationale Triebwageneinsatz ab 1970 erheblich, da durch den Einsatz lokbespannter Wagenzüge mit höherem Sitzplatzangebot bei gleichem Komfort und geringerem Ausfallrisiko eine bessere Wirtschaftlichkeit erreicht wurde. Diese Tendenz setzte sich weiter fort, bis es nach einem Einsatz im Regelzugdienst zwischen Berlin und Bautzen, sowie einigen Sonderfahrten zu einem im Jahr 1984 endgültigem Abstellen der SVT kam.
Restaurierung
Der Schnelltriebwagen 18.16.03 entkam nur knapp der Verschrottung.
Der Retter hieß damals „IN-BAU GmbH Stuttgart/Chemnitz“. Ein Angestellter dieser Firma entdeckte auf einem Abstellgleis im damaligen RAW Chemnitz das vor sich hinrostende „Görlitz-Wrack“ und schlug seiner Firma den Kauf des Zuges vor, die sich auf das spannende Abenteuer einließ und den Triebwagen als fahrfähiges Exponat im RAW Chemnitz unter Mitarbeit ehemaliger Arbeiter der Fettchemier und erfahrener Eisenbahner wieder restaurieren ließ.
Dieser SVT hatte 1985 bereits schon einmal für Aufsehen gesorgt: Damals baute die DR den Schnelltriebwagen der Bauart „Görlitz“ zu einem rollenden Jugendklub um. Die Elektrifizierung von Eisenbahnstrecken in der DDR wurde zum „Zentralen Jugendobjekt“ erklärt, um eine niveauvolle Freizeitgestaltung an den verschiedensten Baustellen zu organisieren.
Der nunmehr in seiner äußeren Hülle originalgetreu restaurierte Zug wurde als Zeitzeuge in die Gesamtkonzeption des Technologie- und Gewerbeparks „Solaris“ einbezogen und wurde nach einigen Sonderfahrten am Deutschen Spielemuseum als Gaststätte abgestellt.
Auf Grund der Tatsache, daß der Zug an diesem Standort mehrmals von Vandalen und sogenannten „Grafitti-Künstlern“ heimgesucht wurde und die Firma Solaris-Verwaltungs-GmbH über kein Instandhaltungs- und Wartungspersonal verfügte, entschied sich die Geschäftsführung des Eigentümers, den „Solaris-Express“ , als Dauerleihgabe dem Sächsischen Eisenbahnmuseum zu übergeben.
Der SVT wurde in einer Sonderaktion unter Beistellung von 2 Schutzwagen mit 2 Diesellokomotiven von Chemnitz-Kappel nach Chemnitz Hilbersdorf überführt.
Hier begannen dann umfangreiche Sanierungsarbeiten. So wurde von ABM-Kräften in Zusammenarbeit mit Vereinsmitgliedern die gesamte Fahrzeugaußenhaut von Graffiti entfernt und mit einer Neulackierung in den Originalfarben versehen.
Weiterhin wurde im Restaurantwagen ein Teilstück des Fußbodens erneuert, im Triebkopf des 175 005 eine Heizungsanlage für den gesamten Zug installiert, die erforderlichen Elektroanschlüsse, sowie der Zugang einschließlich notwendiger Parkflächen geschaffen. Dafür gebührt allen Beteiligten und Sponsoren ein großes Dankeschön.
Nunmehr hat der Zug seinen neuen Heimatstandort gefunden und bereichert im Sächsischen Eisenbahnmuseum die Fahrzeugsammlung der DDR-Dieseltriebfahrzeuggeschichte.
Im Triebkopf 175 006 ist das Führerhaus, die Maschinenanlage sowie das Gepäck- und Zugführerabteil im damaligen Zustand wieder hergerichtet worden. Der Fahrgastraum im Triebkopf 175 006 wurde als Beratungs-und Ausstellungsraum umfunktioniert.
Im Triebkopf 175 005 wurden die vorhandenen Wendelehnensitze neu überzogen.