Spendenaufruf Mitropa-Speisewagen

Der Zustand des Mitropa-Speisewagens nach den ersten Entkernungsarbeiten

Liebe Eisenbahnfreunde,

wie viele von Ihnen wissen, setzen wir uns als Sächsisches Eisenbahnmuseum e. V. für die lebendige Erhaltung der Eisenbahngeschichte vergangener Tage ein. Ein großes Projekt der vergangenen Jahre war die Wiederinbetriebnahme unseres Museumszuges aus historischen Wagens der Deutschen Reichsbahn. Der Zug besteht aus vier Sitzwagen vom Typ „Bghw1“ und ein Speisewagen vom Typ „WRg²“ aus der Zeit von 1971 bis 1977.

Im Dezember 2018 konnten wir nach sechs Jahren Arbeit den dritten Wagen vom Typ „Bghw1“ wieder betriebsfähig in den Museumszug einreihen. Diesen historischen und teilweise unter Denkmalschutz stehenden Zug möchten wir demnächst mit einen Mitropa-Speisewagen ergänzen. Da dieses Projekt sowohl personell als auch finanziell für uns eine immense Herausforderung darstellt, bitten wir dafür Ihre Hilfein Form von:

  • Arbeitsleistungen an dem Fahrzeug von unseren Vereinsmitgliedern
  • finanzieller Unterstützung von Freunden unseres Vereins oder auch
  • Übernahme von „handwerklichen Dienstleistungen“ zur Aufarbeitung, Erneuerung von Fahrzeug- und Einbaukomponenten.

1. Geschichte der MITROPA – von der Bahnhofsgaststätte bis zum Schlafwagen

MITROPA ist die Abkürzung für die 1916 gegründete „Mitteleuropäische Schlaf- und Speisewagen Aktiengesellschaft“. Diese agierte seit ihrer Gründung als Serviceunternehmen in den Schlaf- und Speisewagen Deutschlands, Österreichs und Ungarns. Ab 1928 waren die Wagen der Gesellschaft in dem noch heute bekannten Bordeauxrot lackiert und erhielten den weithin bekannten Schriftzug.

Nachdem im 2. Weltkrieg viele Schlaf- und Speisewagen abgestellt wurden, erweiterte die Mitropa ihr Netz an Bahnhofsgaststätten, welche später in der DDR Hochkonjunktur feiern sollten. Gegen 1950 entwickelten sich aus der „Mitropa“ parallel zu den beiden Staatsbahnen, zwei Servicegesellschaften. Während sich in den westlichen Besatzungszonen die „Deutsche Schlafwagen- und Speisewagengesellschaft“, „DSG“ bildete, behielt das Ostpendant den Markennamen „Mitropa“ bei.

Logo MITROPA (Konstantin Gerber)

Bei der Deutschen Reichsbahn in der DDR begann in den 1960er Jahren die groß angelegte Beschaffung neuer Schnellzugwagen der Typen B-, Y-, und Y/B 703. Diese Wagenkonstruktionen sollte die Basis für eine umfassende Erneuerung des Schlaf- und Speisewagenparks der Mitropa sein. Ab 1970 suchte man, auf Grund der hohen Auslastung des Görlitzer Waggonbaus, nach einer alternativen Beschaffung von neuen Speisewagen. Die Entscheidung fiel auf die Beschaffung von 50 Speisewagen auf Basis der erfolgreichen vierachsigen Reko-Personenwagen vom Typ Bghw1. Zusammen mit dem vereinheitlichten, spartanisch anmutenden aber noch heute begehrten Mitropa-Geschirr der Serie „rationell“ aus dem Porzellanwerk Colditz, sollten die in zwei Bauserien beschafften 50 Wagen den gehobenen Ansprüchen der Fahrgäste gerecht werden. In den 1980er Jahren wurden nochmals 26 weitere Speisewagen einer längeren Ausführung (Länge über Puffer: 26.400 mm) beschafft.

Die Mitropa beschäftigte zur Zeit der Wiedervereinigung ca. 100.000 Mitarbeitern. Diese immense Zahl beruhte wesentlich auf dem Fakt, dass die Mitropa im Bereich der DDR neben der Betreuung der Speise- und Schlafwagen auch rund 250 Bahnhofsgaststätten, unzählige Kioske, Autobahnraststätten und sogar Friseursalons bewirtschaftete. Doch die Glanzzeiten endeten in den 90er Jahren rasch. Bahnhofsgaststätten schlossen reihenweise, Kioske gingen in Konkurs und die verbliebene Speisewagenbewirtschaftung wurde 2002 in die heutige DB-Tochter DB Fernverkehr eingegliedert. Das einstige Speise- und Dienstleistungsimperium war verschwunden.


2. Historie unseres Mitropa-Speisewagens – WRg 51 50 88-15 032-8

Unser Mitropa-Speisewagen WRg² 51 50 88-15 032-8 stammt aus dem Jahr 1974. Er gehörte zur Bauserie, die auf Basis der vierachsigen Reko-Personenwagen (Bghw) entwickelt wurde. Insgesamt 50 Fahrzeuge baute das Reichsbahnausbesserungswerk in Halberstadt von 1973 bis 1975 in zwei Losen. Unser Waggon gehört dem zweiten Baulos an. Dies zeigt sich durch die zwei Fenstern im Bereich der Küche, die nach Erfahrungen mit der ersten Bauserie hinzugefügt worden. Der Wagen war für den interregionalen sowie für den Interzonenbetrieb konzipiert. Deshalb sahen die Ingenieure eine Fahrzeug-Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h vor, welche jedoch nach ca. 10 Betriebsjahren auf Grund fehlender Streckenausbauten und hohen Instandhaltungsmargen der Fahrzeuge auf 120 km/h herabgesetzt wurde.

Nach der Wiedervereinigung sank der Bedarf an Mitropa-Speisewagen rasant, sodass nur die moderneren Speisewagen aus den 80er Jahren die noch verbliebenen Leistungen erbrachten. 1992 kam es schlussendlich zur Abstellung und weiter zur Ausmusterung des Wagens. Danach war der Wagen zeitweise in den Händen von Eisenbahnfreunden in Wuppertal und Lüneburg, bevor er im Jahr 2012 seinen Weg ins Sächsische Eisenbahnmuseum antrat. †

Baugleicher Speisewagen der Fa. Wedler Franz Logistik GmbH & Co. KG in Nossen (Foto: Johnny Ullmann)

Technische Daten:

  • Baujahr: 1974
  • Länge über Puffer: 18.700 mm
  • Breite: 2.896 mm
  • Fahrzeugmasse: 34 t
  • Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h
  • Drehgestelle: Görlitz-V
  • Anzahl Sitzplätze: 24
  • Beschaffungspreis: ca. 310.000 Mark

3. Projekt und Umfang der Aufarbeitung

Seit Dezember 2018 ist der dritte Sitzwagen vom Typ Bghw1 (50 50 28 14 817-7) wieder betriebsfähig und regelmäßig mit unserem Museumszug im Einsatz. Für die weitere Vervollständigung des Museumszuges forcieren wir nun die möglichst originalgetreue Aufarbeitung des Mitropa-Wagens mit der Nummer WRg² 51 50 88-15 032-8 aus dem Jahr 1974. Nach langen und intensiven Beratungen entschlossen wir uns, statt einen weiteren noch bei uns vorhandenen Bistrowagen (umgebauter Bghw-Sitzwagen), den noch fast im Ursprungszustand erhaltenen Mitropa-Speisewagen zu ertüchtigen.

Die Grundsubstanz des Wagens ist solide und auch Teile der Inneneinrichtung können auf Grund des guten Zustandes aufgearbeitet und wiederverwendet werden. Die grundhafte Instandsetzung des Mitropa-Wagen ist jedoch sehr arbeits- und kostenintensiv, denn unter anderem die Drehgestelle und die Bremsanlage müssen fachmännisch aufgearbeitet und von einem Sachverständigen abgenommen werden.

Das Wageninnere wird zunächst komplett entkernt. Einher geht dies mit der Entfernung aller Dämmmaterialien des Daches, der Seitenwände und des Bodens, welche von Nässe durchsetzt sind und als Schadstoff deklariert und entsorgt werden müssen. Erst dann kann die Ausbesserung des Rostbefalls des Wagenkastens mit Hilfe des Strahlverfahren beginnen. Segmente der Außenhaut und die Sickenbleche des Waggonbodens müssen ebenso erneuert werden wie die Dielung im Küchenbereich, die durch langanhaltende Feuchtigkeit schadhaft geworden ist.

Die elektrische Anlage des Wagens, bestehend aus zwei Drehstrom-Generatoren mit Achsantrieb, speist über Gleichrichter das 24V-Bordnetz und soll beibehalten werden. Die Energieversorgung im höheren Spannungsbereich (220V, 50Hz, 3 AC) für die technischen Einrichtungen des Wagens wird den heutigen Sicherheitsstandards angepasst. Außerdem wird auch ein, ehemals schon vorhandenes, Stromaggregat für den Stationär-Betrieb während des Stillstandes des Wagens eingebaut.

Auch die Küchenausstattung bedarf einer Anpassung an die heutigen hygienischen Standards. Nach Verlegung eines authentischen Bodenbelags sollen auch die neu bezogenen Sitze wieder montiert werden. Der Wagenkasten erhält anschließend die originale, bordeauxrote Lackierung mit mehrsprachiger Beschriftung und dem Mitropa-Emblem.

Deshalb benötigen wir Hilfe. Dabei ist es gleich, ob als aktives Mitglied des Vereins oder in Form von finanzieller, materieller oder auch handwerklicher Unterstützung. Helfen Sie uns diesen historischen Wagen wieder auf die Schiene und in den „Museumszug“ zu bekommen.


4. Spenden, Kontakt und Anmerkungen

Spendenkonto:

  • Sparkasse Chemnitz
  • IBAN: DE63 8705 0000 4000 5036 48
  • BIC: CHEKDE81XXX
  • Verwendungszweck: Mitropa-Speisewagen

Für Geldspenden ab 50€ erhalten Sie von uns eine Spendenbescheinigung. Für Geldspenden ab 250€ erhalten Sie außerdem eine Einladung zur kostenlosen Mitfahrt bei der „Jungfernfahrt“ des Speisewagens nach erfolgter Hauptuntersuchung.

Wenn Sie Fragen, Anregungen und Hinweise zum Projekt haben oder sich anderweitig an der Aufarbeitung beteiligen möchten, kontaktieren Sie uns einfach persönlich oder schriftlich über die untenstehende Adresse:

Kontaktadresse:
Sächsisches Eisenbahnmuseum e. V.
An der Dresdener Bahnlinie 130 c
09131 Chemnitz

Telefon: 0371/ 46 400 622
E-Mail: info@sem-chemnitz.de
Projektverantwortlicher: Holger Stange

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Faszination Eisenbahn