Über die Lok
Eine der wohl bekanntesten Diesellokomotiven Baureihen der Deutschen Reichsbahn war die V60. Wegen ihrer Farbe ist sie auch als „Goldbroiler“ bekannt. Mit über 2000 gebauten Exemplaren war sie bis zum Ende der Reichsbahn in vielen Bahnbetriebswerken, auf Nebenbahnen aber auch in mehreren Staaten des Ostblocks nicht wegzudenken.

Unsere V 60 1120 stammt aus den ersten Produktionsjahren (Abnahme 31.06.1963) der Baureihe. Gegenüber den meisten ihrer Schwestern wurde sie nicht im „Lokomotivbau Elektrotechnische Werke „Hans Beimler““, kurz „LEW Hennigsdorf“ gebaut, sondern stammt aus den Hallen des Lokomotivbau „Karl-Marx“ in Babelsberg (LKM). Neben vielen technischen Details ist dies vor allem am abgerundeten Führerhaus gut zu erkennen. Insgesamt lieferte der LKM Babelsberg nur 184 Loks dieser Bauserie (Bauserie ÜK8, ÜK = Überarbeitete Konstruktion), von denen heute nur noch 12 Exemplare erhalten sind.
Nach ihrer Stationierung im Bahnbetriebswerk Halle G bis 1982, war V60 1120 bis 1990 in Waren, Templin, Angermünde und Pasewalk beheimatet. Nach vielen Jahren im Einsatz kehrte die Lok zum Bw Halle G zurück, wo 1992 die z-Stellung erfolgte. Ein Jahr später kam es zur endgültigen Ausmusterung. Über Umwege gelangte sie schließlich in den Besitz des Sächsischen Eisenbahnmuseums. Bei einer grundhaften Aufarbeitung im Jahr 2000 wurde die Lok in Anlehnung an die ab 1963 ausgelieferte Lackierungsversion in elfenbein-bordeauxrot lackiert. Seitdem ist die Maschine als Museumsexponat während der
Öffnungszeiten zu besichtigen.
Die aktuellen Arbeiten an der Lok
Mehr als 20 Jahre nach ihrer letzten Aufarbeitung waren an der Lokomotive wieder einige Schönheitsreparaturen nötig.
Deshalb begannen im Herbst letzten Jahres mehrere Mitglieder sich intensiv um die Lok zu kümmern. Als Hauptaufgaben standen die Ausbesserung der Lackierung und die Erneuerung und Wiederinbetriebnahme der Lichtelektrik auf der Agenda. Doch bevor die eigentlichen Arbeiten beginnen konnten, hieß es Unterlagen und historische Stromlaufpläne beschaffen. Dies war nötig, da sich die Maschinen des LKM (zu denen unsere V60 1120 gehört) maßgebend von den später gebauten Serien des LEW Hennigsdorf unterscheiden.
Bei der genaueren Begutachtung der Lokomotive stellte sich dann heraus, dass neben der Neulackierung diverser Stellen auch großflächige Blecharbeiten notwendig erschienen, da die Korrosion an einigen Stellen bedenkliche Ausmaße annahm. Nach dem Säubern und Entrosten konnten die Schweißarbeiten zur Erneuerung der Blechteile der Außenhaut beginnen. Anschließend folgte im Sommer 2020 die Grundierung und letztendlich die finale Lackierung der
betroffenen Stellen in bordeauxrot bzw. elfenbeinfarben. Ebenfalls im Zuge dieser Aufarbeitung fanden einige Komplettierungsarbeiten an der V 60 statt. So wurde der Brennerkopf der Vorwärmanlage wieder eingebaut, eine beschädigte Windschutzscheibe getauscht und ab-
schließend beidseitig die Luftfilter wieder im Motorraum montiert.

Als zweiter großer Aufgabenbereich stand die Erneuerung der Elektrik noch aus. Erklärtes Ziel war es die Beleuchtung, insbesondere Spitzen- und Schlusslichter, Triebwerks-, Vorbau-, Führerstands- und Fahrpultbeleuchtung wieder funktionstüchtig aufzuarbeiten. Doch auch hier hatte der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen. Die schon überalterten Kabelisolationen zeigte sich an vielen Stellen porös und somit nicht mehr
betriebssicher. Deshalb fiel die Entscheidung relativ schnell auf eine komplette Erneuerung aller notwendiger Kabelstränge. Auch Triebwerksbeleuchtung war nur noch teilweise vorhanden, da diese noch zu DR-Zeiten aus Kostengründen reduziert wurde.
Somit schien ein umfangreiche Neuverkabelung unumgänglich. Dafür mussten unzählige Kabelrohre, Verkleidungen und Abdeckungen demontiert, gereinigt und schlussendlich wieder montiert werden.
Insgesamt ist die Lokomotive nun mit
rund 200m neuen Elektrokabeln ausgestattet. Ein letztes Problem blieb die Stromversorgung. Da der alte Batteriesatz leider keine Wiederverwendung finden konnte, blieb nur die Möglichkeit die
Beleuchtung über eine Fremdeinspeisung zu realisieren. Hierfür fand ein neuer Transformator Verwendung, welcher zukünftig die Beleuchtung der Lok bei Bedarf mit Spannung versorgt.
Das Ziel die V60 1120 im neuen Zustand zur Nachtfotoparade zu den
Dampftagen im Oktober 2020 zu präsentieren ging auf. Nachdem sie eine Woche zuvor nochmals gründlich gereinigt worden war, stellte die Maschine zur Nachtfotoparade mit ihrer „neuen, alten“ Beleuchtung ein richtiges Highlight dar. Dementsprechend waren auch einige Fotomotive mit ihr geplant.

