Wir haben die coronabedingte Absage aller Sonderfahrten genutzt, um an der 50 3648 wichtige Instandhaltungsarbeiten als Basis für zukünftige Einsätze durchzuführen. Ein schon länger existierendes Anliegen stellte die Umrüstung der Schieber an der Dampfmaschine dar. Die Schieber verteilen in den Zylindern den Frischdampf vor und hinter den Dampfkolben und leiten den Abdampf zur Rauchkammer. Außerdem sorgen sie für den notwendigen Druckausgleich des Dampfzylinders im Leerlauf.

In unserer Lok waren Druckausgleichsschieber der Bauart „Karl-Schultz“ verbaut, welche uns jedoch in den zurückliegenden Jahren immer wieder Probleme bereiteten. Zum einen waren die Schieberkörper schon stark beansprucht, auf der anderen Seite gab es kaum noch verwendbare Ersatzteile. Deshalb erfolgte der Umbau auf Schieber der Bauart „Trofimoff“. Diese besitzen eine vereinfachte und robustere Konstruktion gegenüber den „Karl-Schultz“-Schiebern. Zudem ist diese Bauert bei Lastwechseln im höheren Geschwindigkeitsbereich, die wir ja zwangsläufig heutzutage bedienen müssen, wesentlich unanfälliger für Störungen.

Die Arbeiten erfolgten federführend durch die Eisenbahn Werkstätten Krefeld GmbH und dem Sächsischen Eisenbahnmuseum e.V. In den letzten Monaten erfolgte die Demontage von Schieber, vorderen Zylinderdeckeln, Dampfkolben und der vorderen Verkleidung der Schürze. Zu Ostern wurden die beiden Schieberbüchsen ausgebohrt, um die Rundheit wieder herzustellen. Die Zylinderdeckel mussten um die Anschlüsse für die Sicherheitsventile ergänzt werden, welche im Falle eines Wasserschlages (Überreißen von Wasser vom Kessel bis in die Dampfmaschine) den Überdruck ins Freie entlassen. Weiterhin wurden die Dampfkolben in Krefeld überdreht und geschliffen. Außerdem fertigte man neue Kolbenringe an.
Im Juni erfolgten schließlich der Einbau und die Montage der Dampfmaschine. Am 10. Juni 2021 war es soweit, die 50 3648 wurde nach über 8-monatiger dampffreier Zeit angeheizt. Am nächsten Morgen wurden die Schieberbüchsen mit Dampf ausgeblasen, um alle Späne vom Ausbohren zu beseitigen. Danach erfolgte der Einbau der beiden Schieber. Schließlich konnte sich die Lok wieder aus eigener Kraft in Bewegung setzen. Es folgten vom 10. bis 12. Juni Probefahrten auf den Gleisen der Anschlussbahn, bei denen die Einstellung der Schieber und damit der Dampfverteilung angepasst wurden.
Am 18. Juni 2021 wurde eine kurze Probefahrt von Niederwiesa nach Chemnitz-Süd und Hohenstein-Ernstthal hinter 232 173 als „Bremslok“ durchgeführt. Wir sind guter Dinge, durch diese Arbeiten einen weiteren Baustein in Richtung störungsfreien Einsätzen der Lok geschaffen zu haben.
Weitere Informationen zu:
- Karl-Schultz-Schieber: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Schultz-Schieber
- Trofimoff-Schieber: https://de.wikipedia.org/wiki/Trofimoff-Schieber